Weitere pflanzliche Heilmittel

Pflanzliche Präparate können die Behandlung wirksam ergänzen. Nebst den obenerwähnten Pflanzenextrakten Pinienrindenextrakt, Weihrauch, Weiden- und Teufelskrallenextrakt können Präparate aus folgenden Pflanzen durch ihre antioxidative, entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung bei Gelenksbeschwerden hilfreich sein:

Arnika (Blütenextrakt)

Arnika ist durch seine entzündungshemmenden und schmerzstillenden Eigenschaften ein altbewährtes Mittel bei stumpfen Verletzungen sowie bei rheumatischen Muskel- und Gelenkbeschwerden. Verantwortlich dafür sind Pflanzenstoffe wie ätherische Öle, Flavonoide und sogenannte Sesquiterpenlactone, die Schwellungen und Entzündungen direkt im Gelenk bekämpfen und damit verbundene Schmerzen lindern.

Bei Entzündungen der Gelenke oder Muskeln sowie bei Blutergüssen durch Unfälle ist Arnika ein beliebtes Hausmittel. Als Tinktur, Salbe oder kühlendes Gel wird Arnikablütenextrakt auf die schmerzenden Gelenke eingerieben. Arnika wird nur äusserlich angewendet (einzige Ausnahme: homöo­pathische Globuli), da alle Pflanzenteile beim Verschlucken giftig sind.

Hagebutte

Standardisiertes Hagebuttenpulver ist ein gut untersuchtes Nahrungsergänzungsmittel für Patienten mit schmerzhafter Gelenkarthrose. Durch Forschungen ist es gelungen, den aktiven Inhaltsstoff zu identifizieren und zu isolieren. Es handelt sich dabei um ein aus einem Zuckeranteil und Fettsäuren bestehendes Galaktolipid. Hagebuttenpulver hemmt Botenstoffe der Entzündung an verschiedenen Stellen innerhalb des Entzündungsprozesses. Die Wirkungsweise der wilden Hagebutte lässt sich auf folgende Weise charakterisieren: Weisse Blutkörperchen (Leukozyten) sind am entzündlichen Prozess in den Gelenken beteiligt. Hagebutten verhindern, dass die Leukozyten in das Entzündungsgebiet einwandern und das Knorpelgewebe weiter schädigen. Ausserdem verhindert Hagebuttenpulver, dass freie Radikale gebildet werden, die das Knorpelgewebe durch Entzündungen schädigen. Hagebutten schwächen daher die Entzündungsreaktion (Senkung des CRP-Wertes) in den Gelenken ab oder unterdrücken sie sogar ganz. Dadurch werden die Schädigung und die Zerstörung des Knorpels gestoppt, Schmerzen gelindert und die Beweglichkeit verbessert. Die längerfristige Einnahme von Hagebuttenpulver kann den Konsum an klassischen Schmerzmitteln reduzieren.

Brokkoli

Brokkoli hilft möglicherweise das Fortschreiten von Arthrose zu bremsen. Gemäss den Resultaten einer Laborstudie verlangsamt das in Brokkoli in grossen Mengen enthaltene Isothiocyanat Sulforaphan die Zerstörung von Knorpel in Gelenken, wie britische Wissenschaftler im Fachjournal «Arthritis & Rheuma» schreiben. Die Wissenschaftler um Professor Ian Clark von der University of East Anglia in Norwich haben entdeckt, dass Sulforaphan Enzyme blockiert, die für die Gelenkzerstörung verantwortlich gemacht werden. Darüber hinaus scheint Sulforaphan den Transkriptionsfaktor NF-κB zu hemmen, dessen Aktivierung eine Rolle bei der Entstehung von Entzündungen spielt. Dem Inhaltsstoff Sulforaphan werden schon lange gesundheitsfördernde Effekte nachgesagt. Er soll antioxidativ, entgiftend und entzündungshemmend wirken. Das Isothiocyanat Sulforaphan entsteht bei der enzymatischen Hydrolyse von Senfölglykosiden. Diese kommen hoch konzentriert in Brokkoli sowie in anderen Kreuzblütlergewächsen wie Rosenkohl oder Weisskohl vor.

Grüntee-Extrakt

Die Bedeutung von Grüntee-Extrakt – insbesondere dem darin enthaltenen Polyphenol Epigallocatechingallat (EGCG) aus der Gruppe der Catechine – ist seit Jahren bekannt. Epigallocatechingallat ist der Bestandteil mit der höchsten biologischen Aktivität, der stark entzündungshemmend wirkt. Es konnte nachgewiesen werden, dass durch diesen Wirkstoff der Entzündungsaktivator TNF-a in Knorpelzellen gehemmt werden kann. In vitro kann es z.B. menschliche Chondrozyten vor entzündungsverursachter Schädigung schützen. Dies könnte auf seiner Fähigkeit beruhen, die Ausbildung von Entzündungsmediatoren (COX2, Stickoxid) zu hemmen. EGCG ist jedoch nur eines von vielen Polyphenolen aus grünem Tee. Eine Mischung aus Grüntee-Polyphenolen zeigte sich vielversprechend bei der Behandlung von Arthrosesymptomen. In einer Studie über die Wirksamkeit von Polyphenolen aus grünem Tee bei Arthrose wird vermutet, dass die Verwendung in Kombination mit traditionellen Arthrosebehandlungen von Vorteil ist (Katiyar 2011).

Cayenne- oder Chilipfeffer

Salben und Pflaster mit Auszügen aus Cayennepfeffer mit seinem Hauptwirkstoff, dem Capsaicin, sind gut geeignet bei rheumatischen Beschwerden, da ihre Wärme als lindernd empfunden wird. Der Extrakt aus Cayennepfefferfrüchten gehört zu den äusserlich angewandten Wirkstoffen bei Rheuma, Gelenk- und Muskelschmerzen. Capsaicinoide sind scharfe Substanzen, die zu einer lokalen Durchblutungssteigerung und Überwärmung führen und Entzündungsreaktionen unterdrücken.

Cayennepfefferfrüchte werden in Salben oder Wärmetherapiepflaster eingesetzt. Man sollte sie allerdings nicht länger als zwei Tage hintereinander anwenden, da es sonst zu Hautreizungen und Nervenschädigungen kommen kann.

Zinnkraut (Ackerschachtelhalm)

Der hohe Gehalt des Ackerschachtelhalms an Kieselsäure strafft das Bindegewebe, verbessert die Elastizität und regeneriert Sehnen, Bänder und Knorpel der Gelenke. Ackerschachtelhalm hat sich einen Namen in der Behandlung zahlreicher Krankheiten gemacht, z.B. bei entzündlichen Gelenkbeschwerden (Arthrose, Rheuma, Gicht). Neben der Verwendung als Getränk (Tee) wird Ackerschachtelhalm auch für Umschläge verwendet. Dazu empfiehlt sich, mindestens 2 Liter Ackerschachtelhalmtee pro Tag zu trinken. Um die Kieselsäure aus dem Schachtelhalm herauszulösen, muss der Tee 15 Minuten lang köcheln.

Curcumin (Gelbwurzel)

Kurkuma (Curcuma longa), auch Gelber Ingwer oder Gelbwurz genannt, stammt aus der Familie der Ingwergewächse und ist in Indien und Südostasien heimisch. Viele kennen Kurkuma aus der Verwendung für die Herstellung des Curry-Pulvers und als natürlichen Farbstoff (Lebensmittelzusatzstoff E 100). Aber darüber hinaus wird Kurkuma in der traditionellen Medizin Indonesiens und Indiens (Ayurveda) bereits seit mehreren Tausend Jahren eingesetzt. Der für die Gesundheit förderliche Hauptinhaltsstoff ist das Curcumin und weitere Curcumoide und Tetrahydrocurcuminoide. Es gibt mittlerweile über 3000 wissenschaftliche Studien zur gesundheitsfördernden Wirkung von Curcumin, das zu den sekundären Pflanzenstoffen der Phenole gehört.

Curcumin verfügt bekannterweise über hochwirksame entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften sowie über einen schützenden Effekt auf die Chondrozyten (Knorpelzellen). Die Behandlung mit Curcumin in vitro hat gezeigt, dass durch die antiinflammatorischen Prozesse die Chondrogenese (Neubildung von Knorpelzellen) angeregt werden kann, was letztlich zur Stimulation von Reparaturvorgängen am Knorpel führt. Der komplementäre Einsatz bei Osteoarthritis (auch Arthrose ganannt) wird zunehmend durch neue Ergebnisse der Grundlagenforschung bestätigt. Studien zeigen auch eine Hemmung des Kollagenabbaus: Der Serumspiegel von Coll-2-1, einem Biomarker für Kollagenabbau, nahm signifikant ab.

Studien konnten nachweisen, dass durch Curcumin bei Patienten mit Osteoarthritis eine Schmerzlinderung und eine Verbesserung der Mobilität eintraf. Curcumin könnte eine sinnvolle Alternative zu nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) darstellen und die Wirkung einiger Arthrosemedikamente ergänzen. Curcumin wird zur langzeitlichen begleitenden Behandlung der Arthrose empfohlen.

Wallwurz

Umschläge mit Wallwurz galten schon in früheren Zeiten als heilungsfördernd bei Knochenbrüchen («wallen» bedeutet zusammenwachsen). In den letzten Jahren konnte gezeigt werden, dass die abschwellenden und entzündungshemmenden Eigenschaften ähnlich ausgeprägt sind wie bei klassischen synthetischen Schmerzmitteln. Wallwurz wird vor allem als Salbe oder Gel eingesetzt.

Brennnessel

Die Brennnessel ist ein altbekanntes Rheumamittel, dessen Wirksamkeit gut untersucht wurde. Die Blätter wirken leicht harntreibend, schmerzstillend und entzündungshemmend. Sie können daher begleitend zur Behandlung von rheumatoider Arthritis und Arthrose eingesetzt werden. Kontrollierte klinische Studien belegen die Wirksamkeit der Brennessel. Als antientzündliche Wirkstoffe gelten die phenolischen Inhaltsstoffe. Ausserdem blockieren Brennnesselextrakte das Fortschreiten der Erkrankung, weil sie die Anbindung knorpelabbauender Enzyme an den Gelenkknorpel stoppen.

Bei einer grossen Anwendungsbeobachtung konnte gezeigt werden, dass durch Brennnesselextrakte nicht nur die rheumatischen Schmerzen zurückgingen, sondern auch die Beweglichkeit der Gelenke besser wurde.

Bei einer Studie der Universitäten Frankfurt und München wurde ausserdem festgestellt, dass der tägliche Verzehr von 50 Gramm gedämpften Brennnesseln die tägliche Arzneimitteldosis (Diclofenac) von 200 mg auf 50 mg reduzieren konnte. Trotz der niedrigen Dosis verbesserten sich bei den Patienten die rheumaspezifischen Blutwerte sowie Schmerz, Bewegungseinschränkung und Steifigkeit um 70 % und damit genauso stark, wie bei jenen Patienten, die ein Placebo erhalten hatten und dafür bei der üblichen Dosis Diclofenac (200 mg) geblieben waren. Gleichzeitig versorgen Brennnesseln den Körper auf natürliche Art mit Antioxidantien und Mineralstoffen (darunter das für das Bindegewebe wichtige Silicium). Brennnessel enthält bis zu 5 % Siliciumdioxid (auch Kieselsäure genannt).

Ingwer

Während die Schulmedizin erst jetzt damit begonnen hat, die medizinischen Eigenschaften von Ingwer zu erforschen, setzen traditionelle chinesische, indische (Ayurveda) und japanische Heiler schon seit annähernd 3000 Jahren die Wurzel der tropischen Staude bei Schmerzen und einer ganzen Reihe unterschiedlichster Beschwerden ein. Auch bei rheumatischen Gelenkbeschwerden wie Arthritis und Arthrose kann Ingwer hilfreich sein. Die bisher veröffentlichten Studien haben gezeigt, dass Ingwer entzündungshemmende und schmerzstillende Eigenschaften besitzt, die denen der nichtsteroidalen entzündungshemmenden Medikamente (z.B. ASS, Diclofencac usw.) um nichts nachstehen. So ergab eine Studie, dass bei Menschen mit Kniearthrose die Einnahme von täglich 30 bis 500 Milligramm Ingwer Knieschmerzen für 4 bis 36 Wochen erfolgreich reduzierte.

Rosmarin

Die Heilpflanze aus dem Mittelmeerraum ist reich an ätherischem Öl, Diter- und Triterpenen, Thymol, Rosmarinsäure, Verbanol, Flavonoide, Kampfer, Beta-Sitosterol, Salicylate, Saponine sowie an Gerb- und Bitterstoffen. Es sind vor allem die ätherischen Öle, die entzündungshemmend und schmerzstillend wirken. Im Weiteren entschlackt Rosmarin das Bindegewebe.

Anwendung: als ätherisches Rosmarinöl, Salbe oder Tinktur (Hauteinreibungen oder Vollbäder)